Die abgebildete A4-Diktagrafik wurde nicht, wie die meisten weiteren Exemplare, durch ein Stichwort oder eine Assoziation aus der Textvorlage inspiriert. Es wurden ebenso wenig entsprechende Operationen für eine gezielte Konstruktion ausgewählt. Vielmehr ist sie ein glücklicher Zufall und ein verspätetes Zeugnis für die intensive Beschäftigung mit dem Thema „Nebel“ nach eindrücklichen Erlebnissen eines zurückliegenden Novembermorgens.
Impression
An besagtem Morgen des vergangenen Novembers führte mich ein Spaziergang Richtung Sportstätte wie so oft an einer Wiese entlang, die häufig überschwemmt ist und sehr tief liegt im Vergleich zum Umland. Dort wachsen wertvolle Kräuter und obwohl stadtnah und an einer Autobahn gelegen, habe ich hier bereits Rehe, Bussarde, Fasane und Graureiher entdecken können. Diese Wiese ist ein ganz besonderer Fleck Erde, auf dem häufiger Nebel zu liegen scheint, als drumherum.
Reflektion
Und wie so oft kommt mir in den Sinn, wie viele Phänomene unserer Umwelt einem bekannt erscheinen und mit deren Begriffen alltäglich hantiert wird, ohne eine genauere Untersuchung derselben. Dabei spielte der Nebel in meinem Leben bereits häufig eine Rolle: als Grund, früher zur Schule aufzubrechen, um der Witterung angemessen fahren und doch noch pünktlich den Unterricht erreichen zu können, als Bestandteil mystischer Geschichten und in Träumen und als ein weiterer Grund für meine Jahreszeiten-Präferenz zum Herbst, der mit seinen aufkommenden Nebeln für mehr Ruhe und Klarheit sorgt.
Anekdote
Als ich eine Zeit lang in Ostfriesland lebte, hatte ich einen alten Seebären zum Nachbarn. Er grüßte mich an nebligen Tagen mit folgender Frage: „Moin, ganz schön klein die Welt heute, wa?“ Die Welt als kleiner als sonst anzusehen, nur weil mehr Wasser in der Luft war, empfand ich in den ersten Gedankengängen schon beinahe infantil. Später fand ich dies bereits poetisch. Ab und an die Welt verkleinert vorzufinden, empfinde ich als wohltuenden Anlass, in sich zu kehren, äußere Ablenkungen im Verborgenen zu wissen, aber für den Moment nicht beachten zu müssen, ja nicht einmal sehen zu können. Wenngleich der Nebel häufig als bedrohlich und gruselig beschreiben wird, plädiere ich dafür, ihn als Chance für einen ruhigen Tag mit Wolldecke, Tee und Tagebuch anzusehen.
Katalogtext
Im Ergebnis einer spielerischen Erprobung neuer Ideen für diktagrafische Operationen ist der Novembermorgen mit seinen Nebelschwaden über der Wiese entstanden. Die aufgehende Sonne steigt zwischen Schilf und Rohrkolben auf und brennt allmählich den Nebel weg. Es handelt sich um eine Zeichnung auf Aquarellpapier.
Klausel des Diktagrafischen Amtes
Diese A4-Diktagrafik wurde gesetzestreu nach Kodex erstellt und ordnungsgemäß registriert – sowohl im Diktagrafischen Gesamtregister unter der Kennung DG.1 als auch im Teilregister für A4-Diktagrafiken unter DG4.1. Das Werk hat das Atelier des Amtes für Diktagrafie bereits verlassen und befindet sich im Privatbesitz eines Käufers. Ein Belegexemplar inklusive des Registrierdokumentes ist im Diktagrafischen Archiv des Ateliers unter DAA DG4.1 hinterlegt.